Endlich klappte es einmal mit einem Spiel in Wil. Trotz guter Leistung der Blausterne besonders in der ersten Halbzeit verlief die Partie ernüchternd: Zu billig konnte das Heimteam kurz vor der Pause in Führung gehen, anschliessend seine grossen Qualitäten ausspielen und zu einem diskussionslosen 4:0-Sieg nützen. Zu viele unserer Spielerinnen sind zurzeit zu sehr mit sich beschäftigt.
Schon kurz nachdem Samira Eilinger von Wil zu uns gewechselt hatte, wollten wir ein Testspiel gegen die St. Gallerinnen austragen. Nie klappte es in Wil, einmal lag gar zu viel Schnee. Es gab dann doch Begegnungen, aber alle bisherigen hatten in Zürich stattgefunden, auch als die Teams nach ihrem jeweiligen Aufstieg in der 1. Liga hätten aufeinander treffen sollen. Nein, von der Krise wollen wir nicht sprechen. Gut, also ein bisschen von der Krise des FC Wil sprechen müssen wir doch, denn die unschönen Geschichten im Männerfussball mit Zwangsrelegation etc. hatte immerhin den positiven Effekt, dass den Frauen eine einzigartige Wertschätzung zuteil wird: Sie spielen im wunderschönen Stadion Bergholz und haben eine ganz ansehnliche Anhängerschaft.
Positiv am Spiel war zunächst, dass der übliche Aussetzer in der Startphase nicht zu einem frühen Gegentor führte. Die Blues konnten vorübergehend gar die Initiative übernehmen. Morenike testete in der 10. Minute die ausgezeichnete Wil-Schlussfrau Marina Sprecher; diese konnte den Ball wegfausten und anschliessend auch Jessys Nachschuss parieren. Bei einem Freistoss von Bibi aus 30 m fehlte wenig (s. Bildstrecke). 19 Minuten waren gespielt, als sich More auf sehenswerte Seite halb links durchsetzte und perfekt zu Noëmi ins Zentrum passte - aber es blieb verhext: Der Ball kam genau auf Marina. Wil wurde stärker. Captain Sarah Kaufmann drosch den Ball nach einer Ecke aus kurzer Distanz übers Tor (31.). Wenig später blieb Joëlle gegen Sahra Böhi Siegerin. Dann rutschte ein sicher geglaubter Ball unter Joëlle durch, und Barbara Bösch konnte ihn unbedrängt ins Tor führen (38.). Der Schock sass tief, und das nutzte das Heimteam noch vor der Pause zum 2:0 durch Sahra Böhi (42.).
Nach dem Wechsel konnten die Blues nicht mehr an ihre Leistung vor der Pause anknüpfen, die Kraft gekostet hatte. Das Heimteam brachte auf dem grossen Feld seine athletische Stärke zum Tragen. Entschieden war das Spiel aber noch nicht. Joëlle lenkte einen Schuss von Sarah Kaufmann an die Latte (60.). Jessy hatte in der 61. Minute eine Doppelchance. Marina deckte die Ecke sehr gut ab und wartete lange. Der Versuch in die kurze Ecke stellte sie nicht vor Probleme und der zweite Versuch ging ins Aussennetz. 5 Minuten später fiel dann die Vorentscheidung durch Gaja Di Gaetano, die einen herrlichen Weitschuss aus 25 m unter die Latte platzierte. Mit Stephi Buschta kam danach ein ehemaliger Blaustern aufs Feld, und ja, sie macht es immer gleich mit ihren Eckbällen. Man kann zwar nicht sagen, dass ihr Corner in der 77. Minute direkt ins Tor ging. Es waren noch Beine am Ball, und das Matchblatt verzeichnet Julia Benneckenstein als Torschützin, aber der Treffer ging auf Stephis Konto, und frau hätte es kommen sehen können, einerseits weil Stephi schon zuvor zweimal das Gleiche probiert hatte und andererseits weil sie es schon in den drei Jahren bei uns immer so gemacht hat.
So, und jetzt werden wir persönlich: Frauen, ihr dürft Fussball spielen und ihr dürft Fehler machen. Schwamm drüber. Ihr seid am besten, wenn ihr gar nicht erst zu denken versucht. Eure Fähigkeiten konnte man auf dem Platz auch heute wieder sehen, und sie werden sich auszahlen, wenn ihr wieder an sie glaubt. Am Samstag gibt's in Staad die nächste Möglichkeit.
Ein herzliches Dankeschön geht an Wil-Trainer Florian Holenstein und sein Team für die Fairness und die Unterstützung vor dem Spiel sowie an Schiedsrichter Jack Grob, für die umsichtige Leitung der Partie.
FC Wil - FC Blue Stars Zürich Frauen 1968 4:0 (2:0)
SR Jack Grob