Das Fanionteam verlor das Auswärtsspiel in Appenzell klar mit 4:1. Dennoch darf von einer guten Leistung gesprochen werden - und vor allem von einem gelungenen Experiment.
Bei Patrick Reymond, dem Trainer des FC Blue Stars Zürich Frauen 1968, geschieht nichts zufällig oder aus einer Laune heraus. Das gilt auch dann, wenn nicht alle um ihn herum verstehen, was er tut oder weshalb er es tut. Hier ist auch nicht der Ort, um daran etwas zu ändern.
Deshalb hier nur so viel: Im Teamgefüge gibt es momentan ziemlich viel Heterogenität. Da sind die Spielerinnen, die nach dem Erfolg und guten Leistungen gegen Oerlikon/Polizei, beim Cup in Schwyz und gegen Südost "fliegen", also sehr überzeugt sind von sich und ihren Fähigkeiten. Auf der anderen Seite gibt es gerade bei den erfahrenen Spielerinnen, denen die Last der Verantwortung machnmal etwas viel zu werden scheint, mitunter Anzeichen von Zweifeln: Du versuchst, das Heft in die Hand zu nehmen und das Team zu führen, aber es gelingt nicht immer wunschgemäss. Paedes Antwort in Appenzell waren erhebliche Umstellungen: Jüngere Spielerinnen erhielten von Beginn an das Vertrauen, auch auf Positionen, in welchen sie weniger Freiheiten hatten als in ihren angestammten Rollen. Mehreren Teamstützen blieb zunächst dagegen nur der Blick von "draussen", der so ungemein wertvoll sein kann, und sei es nur um zu sehen, dass andere auch nur mit Wasser kochen und an ihre Grenzen kommen, wenn es schwierig wird.
Appenzell machte von Anfang an viel Druck und schaffte es nach ansprechendem Beginn der Blues, uns mit temporeichem Spiel immer wieder in Schwierigkeiten zu bringen. Sie gingen entschlossener als wir in die Zweikämpfe, was jeweils den Vorteil hatte, dass schon nach den Gesetzen der Physik immer mal wieder ihnen statt uns ein Ball vor die Füsse fiel. Einige Spielerinnen würden auch in einer höheren Liga problemlos bestehen können, so ihre Nr. 16 Nadine Fässler, die das Heimteam in der 14. Minute in Führung brachte. Zum Problem für uns wurde auch, dass wir die Pässe in die Schnittstelle zwischen Mittelfeld und Abwehr zunächst nicht in den Griff bekamen. Die Folge davon waren das 2:0 von Larissa Mazenauer (20.) und das 3:0 von Barbara Dorsa, nachdem Nadine auf fast schon unglaubliche Weise in einen unserer Pässe gelaufen war.
Nachdem vor der Pause schon Sese für Tanisha (Atemprobleme) und Lisa für Mia gekommen waren, wechselte Paede auch den Rest der hochkarätigen Bank nach und nach ein (Shannon, Sabi und Svenja). Dies brachte einerseits - auch wegen der nachlassenden Kräfte des Heimteams - mehr Stabilität in der Abwehr, weil Sese und Svenja die Gegnerinnen in der Schnittstelle abwechselnd konsequent unter Druck setzten und dabei einen Spass am Spiel an den Tag legten, den man bei ihnen in letzter Zeit nicht oft gesehen hatte. Noch augenfälliger war der Wandel bei Sabi. Zwei ihrer Läufe über den linken Flügel sahen aus wie zu ihren besten Zeiten in der Aufstiegssaison 2018/19. Der erste davon mündete in eine perfekte Flanke. Sabi hatte gesehen, dass Shannon mitgelaufen war und völlig freie Bahn zum Tor hatte. Eine solche Einladung liess sich unsere Stürmerin erneut nicht entgehen und verkürzte auf 3:1 (71.). Den Torriecher hat sie wie vor ihrer Verletzung; Fitness und Selbstvertrauen sind klar auf einer ansteigenden Kurve. Für die erhoffte Aufholjagd reichte es in der Folge nicht ganz, trotz weiteren Möglichkeiten. Am Ende war es das Heimteam, das mit Barbara Dorsas 4:1 den verdienten Sieg in der 86. Minute klar machen konnte.
Wenn wir trotz der Niederlage von einem gelungenen Experiment sprechen, dann auch wegen der wertvollen individuellen Erkenntnisse, die unsere Spielerinnen gewinnen konnten: Alle sind bereit und in der Lage, Verantwortung zu übernehmen. Keine braucht an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Was noch fehlt, sind bisweilen die gedankliche Schnelligkeit und der direkte Zug zum Tor. Wir befinden uns in einer Konsolidierungsphase, wo wir ausser dem Klassenerhalt und allenfalls einem Platz im vorderen Mittelfeld keine besonderen Ziele haben. Das Team hat Entwicklungspotential, das sich im weiteren Verlauf der Meisterschaft noch erhöhen kann, wenn alle weiterhin so mitziehen wie bis anhin.