Nach vier langen Jahren war es endlich wieder soweit: Das Frauen 1 führte ein Trainingslager durch. Wie schon 2020 war das Ziel der Träume Spanien, weil die Spielerinnen sich davon Trainings ohne Thermo-Leibchen erhofften. Sie wurden nicht enttäuscht: Das Unternehmen war nicht nur sportlich ein Erfolg, auch das Wetter spielte mit und der Spass kam nicht zu kurz.
Früh mussten die Teilnehmenden am Anreisetag aus den Federn: Besammlung war um 5:20 Uhr beim Flughafen. Das war für alle kein Problem, ausser für Noel Glanzmann, der wie schon letztes Mal in San Pedro del Pinatar wieder als medizinischer Masseur mitreiste und zugleich als Goalie des FC Hägendorf SO eifrig mittrainierte. Um die weite Anreise zu überbrücken, begann für ihn das Abenteuer schon einen Tag früher, mit einer Übernachtung in Stallikon.
Der "Cambrils Park" in Salou ist eigentlich ein Sommerferien-Dorf mit etwa 2'000 Betten. Anfang Jahr ist dort nichts los, da sind Trainingscamps die ideale Saisonverlängerung. Wir staunten nicht schlecht, wie voll die Anlage im Februar schon war. Weil es zu kühl war, um draussen zu essen, stellten die Mahlzeiten die Betreiber vor Probleme, die nur durch einen rigorosen Schichtbetrieb zu lösen waren. Wie schon bei früheren Gelegenheiten war es zu Beginn auch schwierig, die Bungalows auf angenehme Temperaturen zu heizen. Immerhin: Nach einer ungemütlichen ersten Nacht fanden wir heraus, dass man einfach die Klimaanlage auf 30° schrauben muss, damit in den Zimmern auch wirklich Zimmertemperatur herrscht. Anja fand auch für die eigenwilligen zMorge-Zeiten eine Lösung: Sie versammelte das Team bereits um 8:30 Uhr zum "Ritual", schenkte dafür jeder Spielerin ein Set mit Thera-Bändern und liess sie zu Stabi-Übungen Geschichten aus dem Lageralltag erzählen.
Vom Feinsten war die Trainingsanlage - solche Plätze findet man in der Schweiz kaum. Mit 1.7 km war die Anlage zwar recht weit von der Unterkunft entfernt. Das Hotel vermietet aber Velos, mit denen sich der Weg mühelos bewältigen liess. Die intensiven Trainings waren geprägt von Pass- und Abschlussübungen, Mini-Matches im doppelten 16er und vom Einstudieren des Spielaufbaus für die Rückrunde. Bis Dienstag klappte das schon so gut, dass insbesondere die Angreiferinnen die Freude am Spiel wiederfanden, welche ihnen in der Vorrunde bisweilen abhanden gekommen war. Nach den Trainings bot Noel bis weit in die Nacht hinein Massage-Slots an, die ihren Teil dazu beitrugen, dass niemand mit einer Verletzung nach Hause fahren musste - das Hauptziel des Lagers. Die Platzverantwortlichen vermittelten uns am Mittwoch ein Testspiel gegen die SPV Kematen aus Oberösterreich. Die Blues zogen zwar mit 1:2 den Kürzeren, spielten aber über weite Strecken gut und können zuversichtlich in die Rückrunde gehen.
Auch der Spass kam natürlich nicht zu kurz. Abends wurde gespielt, gelacht und diskutiert. Besonders lustig war das Wäsche-Raten: Weil nicht alle ihre Klamotten anschrieben, war der Lager-Chat voll mit modischen Sport-Accessoires, welche ihre Besitzerin suchten. Das letzte verwechselte Stück fand Joëlle nach der Rückreise (zuhause in Bern, in ihrem Reisekoffer). Am Sonntag gab es einen Ausflug zum Strand. Am trainingsfreien Donnerstag reisten wir nach Barcelona und genossen die Vorzüge der Stadt, jede und jeder auf eigene Weise. Am Abend konnten wir mithilfe des Internets eine Teamsitzung unter Einbezug der Daheimgebliebenen durchführen. Anja und Paede hatten ein Multiple-Choice-Quiz vorbereitet, welches sich besonders mit den einzelnen Spielsituationen befasste. Glorreiche Siegerin war Chiara.
Nach dem letzten Training am Freitag war der Besuch im Spa des Hotels angesagt. Frau konnte wählen zwischen lauwarmen, kalten und saukalten Becken. Na ja, auch das wird bestimmt bis zum Sommer funktionieren. Unsere Spielerinnen liessen sich davon aber nicht beeindrucken und versammelten sich geschlossen in der (warmen) Sauna, natürlich vorschriftsgemäss mit Badekleidung inkl. Badekappe. Vom Anlass gibt es zwar aus Datenschutzgründen keine Bilder. Wer dabei war, trägt diese aber dennoch für immer im Herzen, :). Kaum zu glauben, dass das die gleichen Frauen waren, die noch im November beim Auswärtsspiel gegen Courgevaux-Kerzers ohne mit der Wimper zu zucken mehr als zwei Stunden lang gegen Wind, Regen und Kälte angekämpft hatten.
Anschliessend sahen wir uns im Theorieraum das Teststpiel der Schweizer Frauen gegen Polen an. Pia Sundhage feierte dabei mit 4:1 gleich einen Kantersieg und deutete an, dass sie nicht umsonst als eine der besten Trainerinnen der Welt gilt.